Das Schönste einer Liebensgeschichte ist die Zeitspanne zwischen der ersten Begegnung und dem Zueinanderfinden zweier Menschen. Dabei gilt: Je verzwickter und länger diese Spanne ist, desto mehr Spaß macht die Geschichte. Am besten ist es natürlich, wenn die zwei Kandidaten sich zunächst überhaupt nicht leiden können, ja sogar eine echte Feindschaft herrscht, aus der dann allmählich ein stillschweigendes Dulden, dann Toleranz, schließlich so etwas wie Freundschaft, Zuneigung und letztlich die Liebe erwächst.
Was eignet sich für eine solche Erzählung besser als eine Ferienreise, während der sich beide infolge widriger Umstände zufällig begegnen - allein auf weiter Flur - und nach giftiger Konversation, Schimpfen und Grummeln schließlich eine Notgemeinschaft bilden. Aber bloß nicht zugeben, dass der andere eventuell auch nur die Spur von sympathisch sein könnte.
Eine solche Reise bietet natürlich viele Möglichkeiten für weitere Vorkommnisse und Verstrickungen, die der Autor mit viel Spaß und Phantasie ausschöpft. Dabei kommt die Geschichte ganz ohne den üblichen “Schmalz” aus, und am Schluss findet man es schade, dass sie schon zu Ende ist.
Leseprobe
Als die Dämmerung langsam heraufkroch und die ersten Autos mit Licht fuhren, gaben sie die Hoffnung auf. Müde bogen sie in einen Feldweg ein, um sich irgendwo dort draußen einen Schlafplatz zu suchen. Aus dem Weizen zu beiden Seiten schimmerten noch rot die Mohnblumen, die in dem Maße wie erste Sterne unmerklich den Himmel bevölkerten, zu farblos silbrigen Wegzeichen verblassten. Und während eine milde Feuchte sich erfrischend auf Korn und Gräser senkte und man die Nacht riechen konnte, begann der Boden unter der abflauenden Hitze allmählich zu atmen.
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